Wir kennen doch alle diese Sätze: „Jetzt hör‘ doch endlich mal zu!“, „Hast Du mich nicht verstanden?“, „Du hörst mir einfach nicht zu!“ und so weiter… In solchen Sätzen wird deutlich, wie wichtig Hören und Zuhören im Alltag ist.

Falsches Hören und Zuhören führt zu Fehlern und Verständigungsproblemen– nicht nur in der Familie, sondern z. B. auch in der Schule. Die meisten Kinder können von Geburt an gut hören, lediglich ca. 1,5 von 1.000 neugeborenen Kindern leidet unter Hörverlust. Und eine angeborene Schwerhörigkeit kann inzwischen meist mittels eines Hörscreenings erkannt werden.

Leider nimmt aber eine die sogenannte „erworbene Schwerhörigkeit“ bei Kindern und Jugendlichen deutlich zu. In der Altersgruppe von drei bis 17 Jahren sind es bereits etwa fünf von 1.000. Laut einer aktuellen US-amerikanischen Studie hat bereits fast jeder fünfte Teenager ein geschädigtes Gehör. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht sogar eine Milliarde junger Menschen dem Risiko von Gehörschäden ausgesetzt. Und deutsche Krankenkassen gehen davon aus, dass jeder vierte Jugendliche in Deutschland inzwischen einen nicht heilbaren Hörschaden erworben hat. Zahlen, die alarmieren.

Ursachen sind der in Industrienationen immer stärker werdende, allgegenwärtige Lärm sowie die Auswirkungen von Konzert- oder Diskothekenbesuchen, vor allem aber die übertriebene oder zu unvorsichtige Nutzung von Kopfhörern. Auf jeden Fall sollte diesem Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn ein reduziertes Hörvermögen erschwert nicht nur eine aktive Teilnahme am Schulunterricht, sondern kann sogar der Auslöser für psychische oder soziale Probleme sein.

Bei Babys und Kleinkindern können Eltern eine mögliche Schwerhörigkeit anhand der altersspezifischen Entwicklungsschritte erkennen. Ein verspätet erworbenes oder gar nicht vorhandenes Sprachvermögen ist hierbei das wichtigste Anzeichen. Bei älteren Kindern sind die Symptome einer Schwerhörigkeit oft an der Verhaltensweise des Kindes erkennbar: Scheinbare Unaufmerksamkeit oder beeinträchtigte Lernfähigkeit können ein wichtiger Hinweis sein. Ebenso, wenn Ihr Kind auf Ansprache kaum oder höchstens mit „Was?“ reagiert bzw. nicht richtig zuzuhören scheint. Und auch, wenn der Fernseher oder die Musikanlage immer lauter eingestellt wird.

Ein gewichtiger Grund für zunehmende Hörprobleme bei Kindern und Jugendlichen ist ein andauernder, zu lauter Musikkonsum mit Kopfhörern. Denn eine Beschallung mit mehr als 85 Dezibel Lautstärke über einen längeren Zeitraum führt häufig zu Schwerhörigkeit. Durch die häufige Verwendung von In Ear-Kopfhörern – auch und vor allem unterwegs mit dem Smartphone – ist die Gefährdung des Gehörs in den letzten Jahren noch größer geworden.

Während in der Arbeitswelt ab einer Lärmbelastung von 85 Dezibel das Tragen von geeignetem Hörschutz Pflicht ist, sind sich viele Jugendliche dieser Gefahr gar nicht bewusst. Gerade draußen, z. B. auf dem Schulweg, wird oft versucht, die Umgebungsgeräusche durch eine erhöhte Lautstärke zu übertönen. Neben der Schädigung des Gehörs besteht dabei auch eine deutlich erhöhte Gefahr, in einen Unfall verwickelt zu werden, da Warnsignale wie etwa eine Autohupe oder eine Trambahnklingel schlicht nicht mehr wahrgenommen werden. Spezielle Kopfhörer für Kinder und Jugendliche, die für die Lautstärke eine eingebaute Maximalgrenze haben, können hilfreich sein. Vor allem aber muss das Bewusstsein für diese reale Gefahr erhöht werden. Also sprechen Sie bitte auch mit Ihrem Nachwuchs über diese Thematik – und achten Sie darauf, dass Ihnen auch wirklich zugehört wird… 😉

Hier noch zwei Websites mit weiterführenden Informationen:

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege bietet auf seiner Website nicht nur gut aufbereitete Informationen, sondern auch die App „earaction“ mit Lautstärkemesser und integriertem Hörtest.

Und Jüngere finden auf einer kindgerechten Website der Initiative Hören e. V. sowie der Landesanstalt für Medien NRW Interessantes und Unterhaltsames rund um’s Thema Hören.